Zu einem Kurzurlaub starten wir früh morgens. Unsere Fahrt führt uns nach Glarus, genauer nach Emmetschingel, einem Dorfteil der Gemeinde Ennenda. (… und falls es doch zu Glarus gehören sollte bitten wir um Verzeihung). Dort auf 1201 Metern hatten wir uns einen kleinen Parkplatz als Startpunkt unserer Wanderung ausgesucht.
Es ist sehr kühl an diesem Morgen in dieser Höhe. Zunächst stärken wir uns mit einem Frühstück im Fahrzeug und rüsten uns zum Loslaufen. Was uns erwarten wird wissen wir nicht so ganz. Es ist eine der Touren, die wir stur auf der Karte eingezeichnet haben.
Um uns herum mächtige Berge. Unser Blick fällt immer und immer wieder auf die vergletscherten Glarner Alpen. Der auffallende Tödi lächelt bei blauem Himmel zu uns herüber. Wir starten auf der noch sonnenabgewandten Seite und können so in der kühlen Luft mit dem Aufstieg der 1150 Höhenmeter starten.
Die Bergreihe von Wiggis und Rautispitz auf der gegenüberliegenden Seite sind die, die wir bei jedem Blick nach hinten im Auge haben. Vorbei am Stoffel (ein Bauernhof auf 1350 Metern) weiter über Heuboden-Mittelstafel auf die Alp Heuboden (1650 Meter).
Auf dem Heuboden leisten wir uns einen kleinen Patzer. In der falschen Annahme wir müssten direkt durch das Vieh auf der Weide gehen machen wir einen Bogen oberhalb der Tiere. Dann stellen wir aber fest, dass wir wieder absteigen müssen – der Weg wäre unterhalb der Kühe weitergegangen. Aufregende und anstrengende 20 Minuten sinnloser Umweg lassen uns über unsere eigene Dummheit schmunzeln.
Wir gehen weiter und kommen zum Charen (ein Wegweiser) auf 2050 Metern Höhe. Immer wieder verwundert darüber wie schnell man 850 Meter Höhe bewältigen kann. Aber der abwechslungsreiche Weg lässt auch keine Langeweile aufkommen. Hinter uns nach wie vor die mächtige Bergkette, links neben uns der Fronalpstock und vor uns immer wieder neue „Berge hinter den Bergen“. Erst kurz vor Charen können wir die Siwellen überhaupt erblicken und treffen hier auf die ersten Menschen seit unserem Start. Links neben dem Wiggis im Rücken haben wir einen immer besseren Blick auf den Klöntaler See. Uns fällt der sehr niedrige Wasserstand in dem See auf und erfahren später, dass er zu Testzwecken eines Kraftwerkbetreibers abgelassen wird.
Wir gehen weiter in Richtung Schilt und Tristli und erreichen nach Geröllpassagen im Wechsel mit Kartfelsen den Wegpunkt Siwellen Süd auf 2290 Metern. Dies ist unser höchster Punkt für heute. Wir blicken hinüber zu den beiden Gipfeln Schilt und Tristli (auf beiden befinden sich Menschen) und laufen östlich um die Siwellen herum bis zum Wegpunkt Rotärd. Mit 2216 Metern zwar nicht mehr unser höchster Punkt, aber hier entscheiden wir uns für eine längere Pause mit Gipfelschnaps.
Richtung Süden schauen wir direkt in das Tal zwischen Glarus und dem Klausenpass und dürfen wieder den 30 km entfernten Tödi bestaunen. Ein Ausblick von dem man nicht genug bekommen kann. Auf der anderen Seite schauen wir über unbebaute Felswelten in Richtung Walensee und die Churfirsten ohne beides aber direkt sehen zu können. Wir sind an dieser Stelle übrigens nicht weit vom Murgsee entfernt (da ist nur das Schwarzstöckli dazwischen), zu dem wir schon einmal gelaufen sind
Ein sehr kühler und kräftiger Wind weht uns hier oben trotz des wundervollen Wetters um die Nase. Gestärkt und leicht fröstelnd machen wir uns an den Abstieg, der uns aber zunächst nur rd. 300 Meter nach unten bringt ehe wir längere Zeit eher eben laufen werden.
Kurz unterhalb von Rotärd erleben wir für uns eine Premiere. Nachdem Kira uns durch einen starren, beobachtenden Blick auf etwas aufmerksam gemacht hat konnten wir es auch nach einiger Zeit sehen: Steinböcke. Zunächst einer, dann mehrere können wir in nicht weiter Entfernung uns gegenüber sehen. Aber auch wir – oder wahrscheinlich eher Kira – wurden entdeckt. Alle Steinböcke stehen wir angewurzelt da und beobachten uns ganz genau. Die Könige der Alpen. Wir bleiben lange stehen und tauschen die Blicke mit ihnen. Sie bleiben noch länger und verfolgen uns mit ihren wachsamen Augen noch eine sehr lange Zeit. Denn der Weg läuft so, dass wir im Abstieg noch lange direkt nach oben zum Rotärd schauen können und umgekehrt von den Steinböcken gesehen werden.
Nach rund 400 Höhenmetern in mäßig starkem Abstieg erreichen wir den Bergsattel Mürtschenfurggel. Bis hierher hatten wir vor uns immer die Berggipfel um den Ruchen (2440 Meter) direkt vor uns. Wir biegen scharf links ab und ab hier ändert sich das Landschaftsbild wieder. Von zuvor felsiger Alpenwiese (mit rötlichem Gestein) geht es nun in eine karstige Landschaft über. Anstelle des Ruchen blicken wir nun zum Fronalpstock (2123 Meter).
Fast 4 Kilometer laufen wir so ohne nennenswerte Auf- und Abstiege an einem steilen und mäßig bewachsenem Abhang entlang eher wir den Fronalppass erreichen. Von hier geht alles dann sehr schnell. Sehr steil von der oberen zur mittleren Fronalp (ein sehr ungemütliches Stück), weiter über Weiden durch den Wald und dann sehr schnell wieder zurück am Ausgangspunkt. Rund 3 km auf die verbleibenden 500 Höhenmeter.
15 km Gesamtstrecke sind schon wieder vorbei. Das ganz besondere an dieser Runde sind die Unterschiede der Landschaft. Die Bodenbeschaffenheit wechselt ebenso oft wie der Ausblick. Das macht die nur mäßig anspruchsvolle Runde sehr kurzweilig.
Nach kurzem Aufenthalt auf dem Parkplatz machen wir uns auf den Weg nach unten auf der sehr schmalen Bergstraße und fahren zu einem Nachtquartier.
Maximale Höhe: 2201 m
Minimale Höhe: 1145 m
Gesamtanstieg: 1643 m
Gesamtzeit: 08:17:28
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