Sechs Grad unter Null und nur so viel Schnee, dass es sich auch auf ungebahnten Wegen laufen lässt. So machen wir uns auf den Weg zu einer Winterwanderung
Unser Startpunkt liegt in Kirchen-Hausen (Landkreis Tuttlingen), um genauer zu sein in Kirchen. Während Hausen noch weitestgehendst in der Baar liegt befindet sich Kirchen im Aitrachtal.
Von der Kirche (welche wir nicht besichtigt haben) laufen wir in das Aitrachtal nach Aulfingen und durchlaufen die kleine 500-Seelen-Gemeinde. Außer einem Jogger sehen wir niemanden. Weder Spaziergänger noch irgendein Zeichen von Leben in der Ortschaft.
Wir verlassen das sonnige Tal und laufen durch ein leicht ansteigendes kurzes Tal in den Wald. Nach den Beschreibungen auf den Wandertafeln (sh. Bild oben) handelt es sich um das Eigental mit dem sich anschließenden Galantsteig.
Dieser „Steig“ ist auch die einzige kurze Steigung der heutigen Wanderung. Ins Schwitzen kommen wir dennoch in unserer Winterbekleidung.
Auf der Anhöhe „Länge“ wird uns in unserer Karte die Ruine „Schloss Länge“ angezeigt. Das suchen wir kurz auf, um allerdings festzustellen, dass von dem ehemaligem Jagdschloß eines Fürstenberger Fürstes außer einer kleinen Tafel nichts zu sehen ist. Das Schloss stand auch nicht lange und wurde im Jahr 1840 nach etwas mehr als 70 Jahren nach seiner Errichtung auf Abbruch verkauft.
Aber auch zu diesem sehr jungen (ehemaligem) Schloß gibt es diverse Sagen, welche dazu dienen ein seinerzeitiges „Unwesen“ zu beschreiben aus welchem Grunde diese Gegend zu meiden sei. Der Kirchen-Hausener Friedrich Schilling schrieb 1948 die Sage wie folgt nieder:
Auf dem höchsten Gipfel der Länge, dem Bergrücken des Randener Jura an der Schweizer Grenze, lag vorzeiten ein altes Jagdschloß, welches das Jahr hindurch vom Ruf und Horn der fröhlichen Jäger widerhallte. Im Westen grüßt der alte Fürstenberg bei Donaueschingen. Im Osten recken der Hohenhewen und Hohenstoffeln ihre granitenen Häupter herüber. Obschon von der einsitgen Schloß- und Jagdherrlichkeit heute nichts mehr zu sehen ist, so hat sich doch eine wehmütige Erinnerung daran im Volke erhalten. In der tiefen Waldeseinsamkeit ruht seit hundert Jahren ein Geheimnis. Von dem geräumigen fürstlichen Bau ist nichts mehr zu erkennen. Keine Ruine und keine Steinblöcke bezeichnen dessen frühere Stätte. Es geht die Legende, dass das Schloß mitsamt den Insassen auf eine sagenhafte Weise vor vielen Jahren versank.
(aus „Schriften der Baar des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte, 38. Band 1995 (ISSN 0340-4765)“)
Aus oben genannter Quelle stammt auch das folgende Zitat aus dem Jahr 1935:
„Frier ist wiit inne im Längiwald e Schloss gstande. Vier schnuergradi Allee sind us de vier Himmelsrechtinge zu dem Schloß gange. Vu wiit heär hät mers gsähne, und no wiit i de Alpe hät mers kennt, wenn die zwei goldige Hersch uf de Gibelspitze i de Sunn glitzeret hond. S sei aber allbot wiescht zuegange im Längischloß, wenn gfeschtet woere sei. Im Schloß hei au de Längejäger si Unterkumme gha. De sei en bese Mensch gsi, des sell Längijäger. Weged eme goldige Ring, wo in ere Magd im Schloß ghert hei, hei er die Magd umbrocht. Um säli Ziit sei s Längeschloß bi me große Unwetter mit em Längijäger im Bode versunke. Sitheär meß mer dert ufpasse, wenn mer z nacht vorbeikäm, will de Längijäger goesterwiis umgau meß.“
Wir bemerken allerdings keinen Spuk und gehen die Schloßallee weiter in Richtung des Senderturmes Donaueschingen. Dort treffen wir das erste Mal für heute auf ein paar Menschen, die auf der gespurten Loipe ihre Runden drehen.
Wir gehen zunächst weiter zur Wendthütte. Ein Picknickplatz mit Grillplatz erwartet und dort. Wir packen unsere Gaskocher aus und versorgen und mit Brühe ehe wir bald danach weiterziehen. (Es wurde auch sehr schnell kalt, sogar die Gaskartusche gefrierte am Boden fest.)
Unser Weg führt auf schmalen verschneiten Pfaden in das wunderschöne schmale und langgezogene Pfaffental. Wir halten nur nochmals kurz an um unserer neuen Tradition „mobiler Schnapsbrunnen“ nachzukommen und kommen kurz danach wieder an unserem Ausgangspunkt an.
17, 5 km, 322 hm, ca. -5 Grad. Ein gelungener Tag, den wir abseits von Menschenmassen genießen konnten. Die Kategorieneinstellung „Südschwarzwald“ erfolgt aufgrund der Kartenbeschreibungen, wenngleich dort nicht eindeutig festzustellen ist „Naturpark Südschwarzwald“ oder „Naturpark Obere Donau“.
Maximale Höhe: 932 m
Minimale Höhe: 680 m
Gesamtanstieg: 969 m
Gesamtzeit: 04:52:20
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